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„Wirtschaftlichkeit“ bei der Hilfsmittelverweigerung…
…und in der Politik induLa
Jetzt muss gespart werden, egal was es kostet

Erinnern Sie sich? Im vergangenen Jahr berichtete ich über meine bösen Erfahrungen mit einem Erysipel, das meine zum Gehen ohnehin nicht mehr tauglichen Hinterläufe in einen mikrobiellen Kampfplatz verwandelte und der Farbe „feuerrot“ eine neue Dimension gab. Zum Glück ist diese leider immer wiederkehrende Infektion mittlerweile nicht mehr unmittelbar lebensbedrohlich, aber immer noch sehr schmerzhaft und lästig.

Die Röte ist zwar bei jedem erneuten Aufflammen da wie eh und je, aber sie wird inzwischen übertroffen durch die Zornesröte in meinem Gesicht, sobald ich die neuesten Nachrichten aus der Bundes- und da speziell der Gesundheitspolitik auch nur höre, sehe oder lese.

Eines vorab: ich war (und bin) ein Wert-Konservativer, was mir zu Zeiten der 68er Spott und Häme einbrachte. Ich bin es auch heute noch, was sich leider zunehmend als Lebenslüge herausstellt.

Ohne die Bibel über Gebühr zitieren zu wollen, eines zeigt sie: „der Mensch“ hat sich nicht gewandelt, ist vielmehr fehlbar & falsch wie eh und je. „Er“ beruft sich auf höhere Weisung, predigt Wasser statt Wein und mästet sich ohne Scham gegenüber den Darbenden an die vier Zentner Lebensgewicht heran, verspricht die geistig-moralische Wende und hat doch nur Bimbes im Kopf, lässt sich in Gestalt seines Stief-Zwillings unwidersprochen als „Bruder Johannes“ hofieren, und düst ähnlich schamlos auf Kosten Dritter in der Welt herum, wie es Genosse Glogowski auch nicht viel besser konnte. Selbst der mitten im Sumpf zappelnde Wolfgang Schäuble entblödet sich nicht, in der Kirche seiner Heimatgemeinde über die Zehn Gebote zu predigen. Schweigen ist Silber, Reden ist Blech…

Korrupt? Selbst die unerträglich moralinssaure Sonntagsrednerin Rita Süßmuth war sich nicht zu schade für wöchentliche Freiflüge im vorrangigen Interesse der BRD zur Pflege der Beziehungen zu unseren Alpen-Öhmis z´wengs ihrem dort domizilierenden Töchterchen. Die Freien Demokraten stehen diesmal ungewohnt ausserhalb des Rampenlichts, schon weil es rein zahlenmäßig kaum noch welche gibt, und ihnen das „Vorbild“ v. Lambsdorff wg. wunderbarer Geldvermehrung ohnehin unerreichbar scheinen muss.

Warum ich das alles erwähne? Gute Durchblutung stärkt bekanntlich die Hirnleistung und blitzschnell zappen die Gedanken durch die graue „Festplatte“ in meinem Ölles. Wäre es denkbar, dass einer von den Gaunern in Berlin und den Landeshauptstädten das Unrecht seines Tuns auch nur ansatzweise begreift? W.C. (Wohl Caum…) Wäre es denkbar, dass einer oder gar mehrere dieser „Ehren“männer in den Knast müssen? Ebenfalls W.C. Denen wird schon eine Gedächtnislücke einfallen und die Farce eines deutschen Gerichtsverfahrens zwangsläufig ausgehen wie das berüchtigte Hornberger Verscheissern.

Die Berufung auf ein einzuhaltendes Ehrenwort gilt von Oggersheim bis Corleone heute doch geradezu als Befähigungsnachweis. (Zu allem fähig).

Andererseits funktioniert unsere (Klassen)-Justiz noch einwandfrei. Könnten Sie sich vorstellen, dass man einen obendrein langhaarigen und gepiercten Schwarzfahrer straffrei davonkommen lässt, nur weil der treuherzig beteuert, er habe leider überhaupt nichts von der Existenz von Fahrkartenautomaten gewusst, geschweige denn, dass Schwarzfahren als strafbar erachtet wird?

Den trifft die ganze Härte des Gesetzes, denn irgendwo müssen unsere frustrierten Staatsanwälte & Richter ja ihre Existenzberechtigung nachweisen…

Oder können Sie sich ausmalen, eine Bedienung auf 62o,- Mark-Basis würde freigesprochen, obwohl sie Trinkgelder nicht versteuert hat, und - leider, leider - sich mit bestem Willen nicht an das Codewort ihrer Stiftung bei dem ehrenwerten Herrn Batliner in Liechtenstein erinnern kann? Man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte!

Zurück zu den „Ehren“-Männern und -Weibern in Berlin: Wenn Herr Kohl unbedingt sein Ehrenwort halten will, warum dann nicht zuerst das, das er bei seinen wiederholten Amtseiden mit links geschworen hat? Wollte und will er uns alle ver„kohl“en? Irgendwo stimmen die Maßstäbe nicht mehr: die Eichmaße unserer Gesellschaft sind löchrig und die Messlatten unserer Moral verbogen!

„Frühchen“ im Brutkasten für sechsstellige Beträge aufpäppeln? Unwirtschaftlich, zumal Importware aus Bürgerkriegsländern schon für deutlich unter DM 1.ooo,- zu haben ist, bei Dauerabnahme sogar noch billiger! Dauerpflegestufe 3+ für Apalliker oder eine immens teure Rehabilitation für Rückenmarksverletzte? Völlig unangemessen; das kann man auch „wirtschaftlicher“ regeln!

Die Grauen Busse von Hadamar lassen grüßen, und an ein paar Sonderfahrzeugen im Dienst der ehrenwerten Frau Gesundheitsministerin sollte das Ringen um Kostendämpfung nicht scheitern. Gesetzestreue? Warum nicht, wenn sie von allen eingefordert wird? Aber da ist z. B. in das SGB V ein Kautschuk-Paragraph hineingemogelt worden, der bei der Beschaffung von Hilfsmitteln die Einhaltung der „Wirtschaftlichkeit“ vorschreibt. Mit diesem Totschlagsargument kann man erstaunlich viel bewirken, z. B. die Produktqualität und -eignung dem absoluten Nullpunkt annähern. Und sowie dieses Nahziel erreicht ist, wird man der „sozialen Gerechtigkeit“ halber auch anderen Kostenstellen des Gesundheitswesens eine Rosskur angedeihen lassen.

Polemisch? Und ob, denn sonst hätte ich mich im Ton vergriffen! Polemisch, aber ungeschminkt und fränkisch trocken! Man muss den notorischen Lügnern und Beschönigern schlichtweg aufs Maul hauen, wie schon Martin Luther sagte. Allein die Jahrhundertlüge, die high-tech-Medizin von heute sei zu den Kosten der Barfußmedizin der 6oer Jahre zu haben zeigt, mit welchen Rosstäuschern an der Spitze der Ministerien wir gestraft sind. Heute kostet schon ein Tomograph der allerneuesten Generation mehr, als früher ein Dorfkrankenhaus. Aber die Beiträge zur Krankenversicherung sollen „stabil“ bleiben? (Ob wir heute gesünder und vor allem glücklicher sind als damals, das steht jedoch dahin.)

Wenn wir aber darauf Wert legen zu wissen, welches Zipperlein uns gerade heute plagt, und wir darauf bestehen, ein niedergebranntes Lebenslicht (der schönen Rente wegen?) noch ein paar Monate am Flackern zu halten, dann müssen wir halt auch dafür bezahlen und können uns nicht wie die willigen Helfer der unsäglich verlogenen Frau Fischer darauf hinausmogeln, dies über „Einsparungspotentiale“ gegenzufinanzieren zu wollen.

Je mehr ich über die Lügen der (Gesundheits-)Politik nachdenke, desto mehr komme ich zu der Gewissheit, dass selbst eine echte GeMoWe heute nicht mehr viel helfen würde; eher schon ein paar kühle Bierchen mit schönem Schaum. (Die sind zwar bei den Pillen gegen das Erysipel bä-bä-du-du, aber wen juckt´s?) Ich verzichte aber gern auf die kleinen Blonden, wenn man zum Trost wenigstens das ehemalige Bonner und heutige Berliner Geschwerl einbunkert und auf Heller & Euro zur Rechenschaft zieht.

(Kurt Wanke, Würzburg, www.mfh.de)

Veröffentlicht in: HANDICAPPED-Kurier
Herausgeber: Verlag FMG Fremdenverkehrs-Marketing GmbH, Postfach 1547, D-53005 Bonn
Ausgabe 2/2000