PRODUKTE / ARTOSY / GUTACHTEN

Krankenhaus Hohe Warte, Bayreuth - KHW
Bayreuth, 27.03.2000


Ltd. Med. Dir. Prof. Dr. med. W. Grüninger
Arzt für Neurologie und Psychiatrie
Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Chefarzt der neurologischen Klinik
und der Klinik für Querschnittgelähmte
Krankenhaus Hohe Warte Bayreuth
Hohe Warte 8
95445 Bayreuth
Tel.: 0921/28o-1500/1501

Fachklinisches Gutachten

lm November 1999 wurde uns das Nachfolgemodell des bereits im Januar 1996 begutachteten allround toiletten systems artosy zur erneuten Beurteilung vorgestellt.

Prüfgegenstand

Hygienestühle bzw. Rollstühle mit faltbarem Rahmen und diversem Zubehör, weitere Varianten mit kleinen Hinterrädern oder Steckbeinen

Modellbezeichnung

artosy-ergo („Dusch-Roltstuhl“ = Selbstfahrer)
artosy-buggy („Toiletten-Rollstuhl“ = Passivfahrer)
artosy-travel („Reise-Toilettenstuhl“ mit und ohne Räder)

Hilfsmittelnummer

18.46.03.0017, 18.46.03.1012 und 33.40.04.0003

Herstellung + Vertrieb

mfh Innovative Produkte  Am Weinberg 31  97076 Würzburg

Grundausstattung

Basismodell aus Edelstahlrohr, farbig pulverbeschichtet, 22" Hinterräder mit farbigen Greifreifen, vorn 4" Zwillingsräder, abnehmbarer Schiebebügel, zugleich Rückenstütze (stoffbespannt), Sitzpolster aus EVA-Schaum, zweigeteilt

Zubehör

abschwenkbare gepolsterte Armlehnen
dto. gekröpft zur Verbreiterung im Hüftbereich
höhenverstellbare, einzeln hochklappbare und abschwenkbare Fußstützen
Schnellspann-Naben aus rostfreiem Edelstahl
Hinterräder mit pannensicherer Bereifung
Toilettenwännchen mit Halterung aus Edelstahl
gepolsterter Kniespreizer für Adduktoren-Spastiker
Urinschürze für Blasenspastiker
Kopfstütze für Rumpfinstabile
Klett-Brustfixiergurt aus weichem aerotex
Transiträder mit Totalfeststellern
Badewannen-Adapter
vereinfachter Fahrrahmen mit Fußbrett als Alternative
Sicherheitsrutschbrett mit abnehmbarem Zapfen
Hartschalenkoffer zum Schutz und Transport des Gerätes

Prüfungsumfang

Beurteilung der generellen Eignung für nicht mehr Gehfähige allgemein und Querschnittgelähmte im Besonderen.

Prüfmethode

Fachärztliche Inaugenscheinnahme des Gerätes und des Zubehörs, danach praktische Erprobung auf Station unter Federführung der ltd. Ergotherapeutin. Zeitgleich praktische Versuche des Hygienebeauftragten des Hauses in Bezug auf die Eignung des Polsters in puncto Besiedlung des Schauminneren durch Schadkeime aller Art.

Prüfdauer

ca. 6 Wochen, unter Einbeziehung der praktischen Erfahrung mit dem in der Klinik eingesetzten, weitgehend ähnlichen Vorgängermoden.

Allgemeines

Wie schon das Vorläufermodell ist auch dieser Hygienerollstuhl bis ins Detail durchdacht und liebevoll verarbeitet. An keinem Bauteil finden sich Schrauben, Nieten oder gar Grate, an denen man sich selbst bei großem Ungeschick verletzen könnte. Die Handhabung des Gerätes samt aller Zubehörteile ist auch für Patienten mit reduzierter Greiffähigkeit so einfach wie technisch überhaupt möglich. Das geringe Gewicht aller Einzelbauteile erleichtert die Handhabung wesentlich.

Obwohl aus klinischer Sicht belanglos, ist festzuhalten, dass das neue Modell durch die überarbeitete Konstruktion und die geänderte Farbgebung gewonnen hat, und so noch größere Akzeptanz vor allem bei unseren weiblichen Patienten findet.

Die reich bebilderte Gebrauchsanleitung ist sehr übersichtlich und informativ aufgebaut, so dass auch technisch weniger Versierte auf Anhieb alle Einstellmöglichkeiten des Gerätes nutzen und eventuelle Gefahren bei der Benutzung vermeiden können.

Sitzgestell

Das zweigeteilte Polster ist auf einem Sitzrahmen aus farbig beschichtetem Edelstahlrohr montiert. Die Zweiteilung hat zwei wesentliche Vorteile gegenüber den üblichen O- oder U-förmigen Sitzpolstern: das besonders Deku-gefährdete Steißbein wird völlig druckfrei, und zum zweiten lassen sich die beiden Hälften des Polsters um 4o mm gegeneinander verschieben, so dass die Größe der „Brillen-Öffnung“ individuell einstellbar ist.

Am Sitzgestell ist die auf Knopfdruck abnehmbare Rückenstütze montiert, die zugleich als Schiebebügel dient. Mit Hilfe des mitgelieferten Sechskantschlüssels lässt sie sich mit geringem Zeitaufwand um 3 x 30 mm verstellen, so dass für jeden Benutzer die optimale Sitztiefe gewählt werden kann. Dieses ungewöhnliche Extra ist auch sehr sinnvoll bei der Versorgung Heranwachsender, deren Rollstuhl sozusagen mitwächst.

An der Unterseite weist das Sitzgestell vier Stummelbeine auf, die die leicht und ohne Werkzeug lösbare Verbindung zum Fahrrahmen des Gerätes bzw. zur Aufnahme der Steckbeine beim nicht fahrbaren Grundmodell travel darstellen.

Die Sitzpolster bestehen aus geschlossenporigem und damit besonders hygienischem EVA-Schaum, der sich im Inneren auch langfristig nicht mit Schadkeimen besiedelt. Die Polsterhärte ist im Hinblick auf die besonders hohe Gefahr der Entstehung von Druckstellen im Sitzbereich selbst für besonders empfindliche Para- bzw. Tetraptegiker aus fachklinischer Sicht optimal. Bei Bedarf lassen sich die Polster vom Benutzer jederzeit leicht austauschen.

Rückenstütze

Die Rückenstütze besteht aus einem mehrdimensional gebogenen, in Gestellfarbe pulverbeschichteten Edelstahlrohr. Sie dient zugleich als Schiebebügel und wird beidseitig in neben dem Sitz angeordnete Aufnahmen eingesteckt und lässt sich nach Knopfdruck leicht abnehmen. Das Polster besteht aus hautsympathischem Stoff und ist leicht abzunehmen und in dar Maschine waschbar.

Armlehnen

Die Armlehnen swing benutzen das untere Ende der Rückenstütze als Drehpunkt und sind daher extrem belastbar. Zur individuellen Anpassung an die vorliegende Behinderung sind mehrere Versionen von Armlehnen lieferbar, die alle nach leichtem Anheben um 180° nach außen abschwenkbar sind, was das Übersetzen sehr erleichtert. Im Regelfall kommt eine weich gepolsterte gerade Armlehne zum Einsatz, bei korpulenteren Patienten auch eine gekröpfte Version, die in Hüfthöhe mehr Platz bietet.

Bei besonders schwierigen Versorgungsfällen sind individuelle Sonderfertigungen lieferbar, z. B. mit abweichender Höhe oder zur fixierten Lagerung des gelähmten Armes bei Hemiplegie.

Unterbauten

Der oben beschriebene Sitzrahmen ist bei allen Modellen identisch; der Verordnende bzw. der Behinderte hat jedoch die Wahl zwischen vier Varianten des Unterbaus:

Auswahl des zu prüfenden Modells

Im Vordergrund unserer Erprobung und des Gutachtens stand das Modelt ergo, das wir auf die Eignung als Regelausstattung unserer Entlasspatienten nach der Erst-Reha prüften. Falls im Einzelfall der Behinderte seinen Rollstuhl nicht aus eigener Kraft bewegen kann, kommt alternativ das Modell buggy in Betracht, das sich nur durch die kleinen Hinterräder vom Modell ergo unterscheidet, ansonsten aber identisch ist. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf das Sitzpolster gelegt, um jegliche Deku-Gefahr auch bei längerdauernden Abführgängen auszuschließen. In dieser Hinsicht sind alle artosy Varianten uneingeschränkt geeignet.

Fahrrahmen

Die Fahrrahmen beider Hygiene-Rollstühle sind nach Abnahme des Sitzgestells und der Hinterräder (nur Modell ergo) ohne Werkzeug auf Koffergröße faltbar. Die als Gelenk dienenden Rohre sind so ausgelegt, dass die Sitzhöhe um 3 x 25 mm verstellbar ist. Das ermöglicht eine Angleichung an die Sitzhöhe des vorhandenen Straßenrollstuhls, was das Übersetzen (Transfer) wesentlich erleichtert. Bei der Versorgung Heranwachsender entsteht so ein „mitwachsendes Hilfsmittel“, ein willkommener Beitrag zur Kostendämpfung.

Besonders hervorzuheben ist der reduzierte Durchmesser der Hinterräder des Selbstfahrers ergo. Statt der üblichen 24" kommen hier neu entwickelte 22" Räder zum Einsatz, was das Übersetzen erheblich vereinfacht, weil die Räder selbst bei niedrigster Sitzhöhe kaum noch stören. Eine längst überfällige Neukonstruktion findet sich auch bei den Bremsen des Selbstfahrers ergo. Ohne Werkzeug lassen sie sich beim Einsatz von Transiträdern vom Fahrrahmen lösen, was die Gesamtbreite auf nur noch 55 cm reduziert. Ohne dieses (hier kostenlose) Extra sind Transiträder im Grunde nur von begrenztem Nutzen.

4" Hinterräder

Wenn der Patient nicht mehr selbst fahren kann, können statt der 22" Hinteräder auch kleine mit 4" Durchmesser vorgesehen werden, wodurch das Gerät noch wesentlich kompakter, schmaler und letztlich auch etwas billiger wird. (Modell artosy-buggy)

Fußstützen

Die Fußstützen dieses Rollstuhls sind eine Wahlposition, d. h. sie können je nach Art der Behinderung auch entfallen, z. B. bei der Versorgung Beinamputierter. Für die Versorgung Querschnittgelähmter sind sie in der Regel unverzichtbar und waren Gegenstand besonders kritischer Prüfung. Der Transfer des Rollstuhlfahrers auf den Hygienerollstuhl ist ein nicht ganz ungefährlicher Vorgang, weil dabei die Füße und insbesondere die verletzungsgefährdeten Knöchel fast zwangsläufig mit den Fußstützen in Kontakt kommen.

Hier wie bei kaum einen anderen Bauteil des Hygienerollstuhls ist darauf zu achten, dass jegliche Verletzungsgefahr vermieden wird. Wir halten es für unverzichtbar, dass die Fußstützen zum Übersetzen hochklappbar und einzeln nach außen abschwenkbar sind. Durchgehende Fußbretter, die in der Regel nach hinten wegklappbar sind, sind für die Versorgung von Querschnittgelähmten, speziell Tetraplegikern, weniger geeignet.

Die Fußstützen des hier begutachteten Gerätes sind hervorragend verarbeitet. Selbst an der sonst kaum beachteten Unterseite der Paddel finden sich keine scharfen Grate, an denen man sich die Knöchel verletzen könnte. Die Fußstützen sind so konstruiert, dass die Trägerrohre unabhängig von der eingestellten Höhe der Paddel vorn immer 3o mm Abstand zum Boden haben. Wenn die Fußstützen in Normalstellung eingerastet sind, bilden sie eine verlässliche Kippsicherung des Stuhles in Fahrtrichtung.

Die Schwenkachse der Fußstützen liegen genau in Verlängerung der Schwenkachsen der Vorderräder, und zwar an der äußersten Ecke des Rahmens. Dadurch wird die gefürchtete Gefahr des Über-Eck-Kippens ausgeschaltet, unterstützt noch durch den verringerten Schwenkradius der 4" Vorderräder. Insgesamt auch hier ein wirklich durchdachtes Konstruktionsdetail, das der Sicherheit des Benutzers dient.

Steckachsen

Steckachsen ermöglichen dem Benutzer des Rollstuhls das Abnehmen der Hinterräder ohne Werkzeug, und somit das Verpacken des Gestells in einem Koffer. Da der Stuhl bestimmungsgemäß im Nassbereich benutzt wird, müssen die Steckachsen absolut rostfrei sein, ein Problem, das der Hersteller dieses Gerätes nach anfänglichen Schwierigkeiten bereits beim Vorgängermodell gelöst hat. Steckachsen quick sollten in jedem Fall mit verordnet werden, um die Flexibilität des Gerätes wirklich voll nutzen zu können.

pannensichere Bereifung

Pannensichere (PU)Bereifung ist bei Straßenrollstühlen wegen des etwas geringeren Komforts nicht unumstritten. Bei einem Duschrollstuhl für den Einsatz im Innenbereich stellt sich dieses Problem nicht, während die Vorteile der PU-Bereifung voll zum Tragen kommen. Es kann selbst bei langjähriger Benutzung nicht zum Druckverlust kommen, was bekanntlich bei Luftbereifung zum allmählichen Versagen der Bremsen führt. Pannensichere Reifen proof sind ein sinnvolles Extra, das mitverordnet werden sollte.

Badewannen-Duschadapter

Unterwegs ist es meist sehr schwierig, eine mit dem Rollstuhl befahrbare Dusche zu finden. Hingegen sind Badewannen meist gut erreichbar. Zum Duschen kann der Sitz mit dem Wannen-Adapter tub versehen werden, mit dessen Hilfe sich der Sitz des Rollstuhls auf jede übliche Badewanne auflegen und als Duschsitz benutzen lässt. Die Montage des Adapters erfolgt ohne Werkzeug und dauert keine fünf Minuten. Zur Nutzung außer Haus sollte dieses Bauteil in jedem Falt mit verordnet werden.

verlängerte Bremshebel

Für Tetraplegiker mit geringer Handkraft sind verlängerte Bremshebel sinnvoll, die unter der Bezeichnung extend mitverordnet werden sollten, falls erforderlich.

Toilettenwännchen

Je nach der gewählten Höheneinstellung des Sitzes kann das Überfahren einer Toilettenschüssel schwierig werden, da die Bodenfreiheit des Gestells nicht ausreicht. Bei dem hier geprüften Modell lässt sich die Halterung für das Toilettenwännchen ohne großen Aufwand abnehmen. Das quadratische Wännchen ist so groß ausgelegt, dass auch bei gleichzeitigem Absetzen von Kot und Urin kaum die Gefahr besteht, dass vom oder hinten etwas daneben geht, wie bei konventionellen runden Toiletteneimern häufig der Fall. Auch hier zeigt sich, dass die Konstrukteure selbst um nur scheinbar nebensächliche Details gekümmert haben. Falls das Gerät auch außer Haus eingesetzt werden soll, sollte die Zusatzausstattung pail mit verordnet werden.

Kniespreizer, Urinschürze

Patienten mit ausgeprägtem Adduktorenspasmus haben das Problem, dass der Intimbereich zur Pflege nur schwer zugänglich ist. Eine durchdachte Lösung des Problems liegt im Einsatz eines wasserdicht beschichteten Schaumstoffballes, der mit einer quick-out Halterung vorn am Sitzgestell befestigt wird, und das spastische Aneinanderpressen der Knie verhindert. Das spread benannte Teil kann auch mit der Urinschürze apron kombiniert werden. Die Verordnung ist nur bei Vorliegen der entsprechenden Indikation sinnvoll.

Kopfstütze

Die Kopfstütze cradle ist immer dann angezeigt, wenn der Patient keine Kontrolle über seine Kopfhaltung hat, also bei Spastik oder Muskelschwäche. Nach ärztlicher Vorgabe sind auch hierfür Fixierbänder in Maßzurichtung lieferbar.

Brust-Fixiergurt

Bei Rumpfinstabilität oder bei Spastik kann es angezeigt sein, im Brustbereich einen oder mehrere Fixiergurte einzusetzen. Der unter der Bezeichnung fix lieferbare Gurt besteht aus hautsympathischem aerotex-Gewebe und wird mittels Klettbändern fixiert.

Sicherheitsrutschbrett

Das Sicherheitsrutschbrett safe zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus. Zum einen ist es trotz einer Tragfähigkeit von 125 kg ungewöhnlich schlank, wobei die Kanten sauber verrundet sind. Das Brett besitzt kein Griffloch, da sonst beim Darübergleiten der Tuber ischiaticum in das Griffloch eintauchen würde, was zu Hautverletzungen führen kann.

Als Besonderheit weist das Rutschbrett an einem Ende einen ohne Werkzeug abnehmbaren Sicherheitszapfen auf, mit dem es sich in passende Öffnungen auf beiden Seiten des Sitzpolsters einhängen lässt, um ein Abrutschen von dessen nasser Oberfläche zu verhindern. Zum Übersetzen ins Bett oder ins Auto wird der Sicherungszapfen abgeschraubt. safe ist demnach ein sinnvolles Zubehör, falls der Patient auf ein Rutschbrett nicht verzichten kann.

Hartschalenkoffer, Transporttasche für die Räder

Die Zerlegbarkeit bzw. Faltbarkeit des Hygienerollstuhls ist nur dann sinnvoll nutzbar, wenn die Einzelteile in einem geeigneten Behältnis verstaut werden können. Wie man uns glaubwürdig versicherte, gibt es sonst nirgends einen Hartschalenkoffer, der um die entscheidenden Zentimeter größer ist, als handelsübliche 75er Koffer, in die das Gerät nicht hineinpasst. Der Koffer ist mit stabilen Rollen und einem abklappbaren Pilotgriff ausgestattet, was die Handhabung sehr erleichtert.

Da die abgenommenen Räder nicht mit in den Koffer passen, müssen sie entweder daheim bleiben und für die Zeit der Reise durch die Transiträder transit ersetzt werden, oder man verstaut sie in der Tragetasche bag.

Ais dritte Möglichkeit bleibt, einen zweiten identischen Hartschatenkoffer einzusetzen, in dem nicht nur die Räder, sondern eine große Menge des Urlaubsgepäcks untergebracht werden können. Ein zweiter Koffer dürfte i. d. R. aber nicht von den Kostenträgern genehmigt werden, so dass er als Eigenleistung angeschafft werden muss.

Transiträder

Durch den Einsatz der Transiträder transit wird aus dem Selbstfahrer ergo vorübergehend ein mit dem Modell buggy identischer Passiv-Fahrer mit vier 4" Rädern. Da beim begutachteten Modeln ergo die Bremsen ohne Werkzeug abnehmbar sind, verringert sich die Gesamtbreite des Rollstuhls um 12 auf 55 cm, so dass auch sehr enge Türen problemlos durchfahren werden können.

Bemerkenswert ist noch, dass es sich bei den Transiträdern nicht um die üblichen Mini-Röllchen handelt, sondern um die gleiche Art und Größe, die auch beim Modell buggy zum Einsatz kommt, also serienmäßig mit Totalfeststellern. Konventionelle Transiträder ohne Bremsen stellen für den Benutzer eine erhebliche Unfallgefahr dar, und sind u. E. nicht verordnungsfähig.

Einsatzschwerpunkt

Der Haupt-Einsatzort eines Hygierollstuhls ist der Wohnbereich. Hier muss sich das Gerät im Alltag bewähren und dem Behinderten ein Höchstmaß an Selbständigkeit bei der täglichen Hygiene zurückgeben. (Duschen, Abführen). Da alle Funktionen des geprüften Gerätes auch mit greifbehinderten Händen bedient werden können, bewährt es sich auch in dieser Hinsicht bestens.

Begründung für die Einzelprodukt Verordnung dieses Hilfsmittels

Bei der Wiedereingliederung unserer Entlasspatienten in den Alltag legen wir seit jeher größten Wert auch auf psycho-soziale Aspekte. Um das verbreitete Abgleiten in Depressionen zu vermeiden, muss dem Patienten die Möglichkeit gegeben werden, am Alltagsleben seiner Familie wie auch am öffentlichen Leben teilzunehmen. Dazu ist es oft unumgänglich, das engere Wohnumfeld auf Tage hinaus zu verlassen, z. B. zur Teilnahme an Freizeitaktivitäten der Selbsthilfegruppen oder auch zu Verwandtenbesuchen.

Bisheriger Zustand

Ein bisher fast unüberwindbares Hindernis war die schwierige Mitnahme eines Hygienestuhles bzw. Hygienerollstuhles, da die auf dem Markt befindlichen Geräte entgegen den zwingenden Vorgaben der Produktbeschreibung des Hilfsmittelverzeichnisses der Untergruppe 18.46.03.… weder faltbar noch zerlegbar waren (und sind). Das Vorläufermodell des jetzt geprüften Gerätes war zwar bereits zerlegbar und damit ein großer Schritt in die richtige Richtung, aber der Fahrrahmen war nicht faltbar und somit das Packmaß immer noch relativ groß.

Abhilfe

Die uneingeschränkte Reisetauglichkeit des neuen Hygiene-Rollstuhls ist neben den anderen bemerkenswerten Vorteilen sein Hauptvorzug. Es leistet somit einen großen Beitrag zur psycho-sozialen Rehabilitation des Rollstuhlfahrers, indem es ihn weitestgehend unabhängig macht vom Vorhandensein rollstuhl„gerechte“ WCs unterwegs, was immer man darunter verstehen mag.

weitere Modelle

Wenn bereits ein funktionsfähiger konventioneller Hygiene-Rollstuhl vorhanden ist, ist die Verordnung einer einfacheren Mobiltoilette zu erwägen. Infrage kommt der Toilettenstuhl travel, Hilfsmittelverzeichnis 33.40.04.0003, der mit vier Einsteckbeinen ausgestattet ist. Alternativ kann travel auch mit dem höhenverstellbaren Transit-Fahrgestell tour ausgestattet werden, das ein hochklappbares Fußbrett besitzt. Die hierfür eingesetzten 2" Zwillingsräder eignen sich allerdings nur bedingt zum Überfahren von Türschwellen. Auch bei diesen Modell-Varianten können alle beschriebenen Zubehörteile eingesetzt werden, mit Ausnahme natürlich der rollstuhl-spezifischen.

Bewertung allgemein

Der vorgestellte Hygienestuhl unterscheidet sich nicht grundlegend von herkömmlichen Dusch- und Toilettenstühlen. Er zeigt aber wesentlich zusätzliche Eigenschaften. Die Verarbeitung ist bis ins Detail sorgfältig.

Aus ergotherapeutischer Sicht überzeugt das vorgestellte Modell:

An keinem Bauteil gibt es Verletzungsgefahren. Dies gilt insbesondere für die Fußrasten, die auch an der Unterseite keinerlei scharfe Grate etc. aufweisen. Auch die Achsen der vorderen Lenkräder sind voll gekapselt, so daß keine Verletzungsgefahr besteht. Dies ist im Hinblick auf die bekannt schlechte Heilungstendenz der Gliedmaßen von Querschnittgelähmten und von Diabetikern von größter Bedeutung.

Die Sitzbreite des vorgestellten Hygienerollstuhls ist mit 46-50 cm und seine Tragfähigkeit mit 125 kg außergewöhnlich. Viele unserer Patienten sind aufgrund ihrer Behinderung übergewichtig und benötigen einen sehr breiten Rollstuhl.

Heranwachsende und Kleinwüchsige konnten bisher oft nicht mit anpaßbaren Dusch- und Toilettenstühlen ausgestattet werden. Das vorgestellte Modell ist in der Sitztiefe von 34-43 cm und in der Sitzbreite von 46-50 cm verstellbar. Dis Sitzöffnung hat eine Einstellmöglichkeit von 13-17 cm, so daß eine optimale und ggf. mitwachsende Anpassung möglich ist.

Das gesamte Gestell des Hygienerollstuhls besteht aus pulverbeschichtetem Edelstahl, was eine langfristige und problemlose Nutzung erwarten läßt. Die Pulverbeschichtung verhindert Beschädigungen am Toilettenbecken bzw. an der WC-Schüssel und erleichtert die Reinhaltung des Gestells ohne unnötigen Putzaufwand.

Die geteilte Sitzfläche des Hygienestuhls ist aus unserer Sicht sinnvoll, da die Druckstellengefahr gesenkt wird, aber der Sitzkomfort nicht beeinträchtigt wird. Bemerkenswert ist das geringe Gewicht und die auch für Greifbehinderte einfache Handhabung. Montage und Demontage z. B. der Rückenstütze oder der Steckbeine bei der Umrüstung zur Reisetoilette ist denkbar einfach. Auch das Einschieben und Entfernen des Toilettenwännchens ist problemlos. Erwähnenswert ist die Größe dieses Toilettenwännchens mit 38 x 38 cm, wodurch eine Verschmutzung der Ränder weitestgehend vermieden wird. Wenn das Toilettenwännchen mit einem Einwegbeutel versehen wird, kann das System auch abseits von Toilettenschüsseln hygienisch einwandfrei benützt werden.

Diese Eigenschaften machen das Hygienesystem uneingeschränkt auch für Querschnittgelähmte geeignet.

Zusammenfassung

Wir beraten unsere Patienten bei der Auswahl der Hilfsmittel, die sie für die Zeit nach der Erst-Reha benötigen, bevormunden sie aber nicht. Solange keine groben Fehlentscheidungen zu korrigieren sind, hat der Patient weitgehend freie Wahl, wobei er sich aufgrund mangelnder Sachkenntnis meist gern auf unseren Rat verlässt. Aus unserer Sicht ist in vielen Fällen die Versorgung mit einem Hygienerollstuhl erforderlich.

Bemerkenswert ist vor allem, daß das Gerät nirgends Schrauben, Muttern oder sonstige vorstehende Teile aufweist, an denen man sich bei ungeschickter; geschweige denn ordnungsgemäßer Handhabung verletzen könnte.

Zudem lassen die hochwertige Verarbeitung, dis leichte Auswechselbarkeit von Verschleißteilen und die individuelle Anpassbarkeit des Gerätes eine lange Lebensdauer und den Wegfall von Folgekosten erwarten. Ein weiteres Sparpotential liegt in der neuerdings angebotenen werkseitigen Wiederaufarbeitung gebrauchter Geräte in neugleichen Zustand zum Festpreis.

Aus unserer Sicht ist der Hygienerollstuhl geeignet für Gehbehinderte und speziell Rollstuhlfahrer. Durch vielseitiges Zubehör und die neuartige Konstruktion ist er aus unserer Sicht besonders zur Versorgung von Querschnittgelähmten geeignet.

Prof. Dr. med. W. Grüninger

Kom. Ltd. Ergotherapeutin F. Neumann

Infos über artosy